Hin zum Mitarbeitergeführten Unternehmen

Die Weitergabe des traditionell geführten Familienunternehmens war ohne Erbe nicht einfach gewesen. Die weitsichtige Führung des vorherigen Inhabers in gute Hände zu legen, war nach einigen schwierigen Jahren und vielen Turbulenzen dann “in letzter Minute” doch noch gut gelungen. Die heutigen drei Geschäftsführer - zwei davon langjährige Mitarbeiter - hatten das Unternehmen gekauft und in den ersten zwei Jahren ihrer Tätigkeit viele neue Akzente gesetzt. Die Stimmung im Unternehmen war wieder gut, doch eine Sache beunruhigte: Zwei der drei Neuen waren Mitte Fünfzig. In spätestens 10 Jahren stand der nächste Generationswechsel an. Unternehmerisch eine doch sehr kurze Zeit.
Im Kontakt mit uns wurde die favorisierte Lösung ausgesprochen:

Wenn es gelänge, die Prozesse und Strukturen im Unternehmen so zu verändern, dass die Mitarbeiter befähigt sein würden, das Unternehmen selbst zu führen - das wäre genial.” Beispiele aus anderen Unternehmen zeigen, dass dies nicht nur möglich ist, sondern auch das Engagement der Beteiligten fördert.
In einer auf längere Sicht ausgelegten Zusammenarbeit starteten wir zunächst damit, innerhalb eines Appreciative Inquiry Ansatzes (AI) weitere zehn Führungskräfte für diese Idee zu gewinnen. Wie in jedem AI-Prozess üblich, nutzten wir dafür ein Basisinterview, in dem nach vorhandenen Schwächen und Stärken gefragt wurde. Wir untersuchen gerade zu Beginn einer Zusammenarbeit insbesondere die vorhandenen positiven Bereiche bzw. Faktoren, da Menschen sich einfacher auf Veränderungen einlassen, wenn sie auf das aufbauen können, was sie schon an Potenziale haben. Daher ist es einer der wesentlichen Prinzipien den Mitarbeitern ihre besonderen Fähigkeiten und Qualitäten zurück zu spiegeln, bevor es an die Themen geht, die nach Veränderungen und Lösungen rufen. Aus dreizehn Einzelinterviews entstand eine so aussagekräftige dreisigseitige Dokumentation, die alle Beteiligten überraschte und berührte. Wann erhält man schon mal eine glaubhafte, mit vielen Zitaten untermauerte Rückmeldung über all das, worauf man als Führungskraft stolz sein kann?
Beispielsweise wurde deutlich, dass es schon immer eine der wesentlichsten Stärken war, Verantwortung weiter zu geben und zur selbständigen Arbeit zu befähigen. Dass es davon in Zukunft mehr geben solle, ermutigte und motivierte die Beteiligten. Doch auch die Schmerzpunkte wurden detailliert dargestellt und aus den verschiedenen Blickwinkeln der Interviewten beleuchtet. Damit war durch dreizehn Einzeltelefonate und der Erarbeitung der Zusammenfassung eine wichtige Hürde geschafft. Durch das Aufgreifen der aktuellen Probleme und die persönlichen Stimmen war das Vorhaben, Verantwortung zu übertragen, ein Thema aller Beteiligten geworden und nicht mehr ein Anliegen der Geschäftsleitung! Genau dies wurde auch auf einem anschließenden zweitägigen Workshop deutlich. Alle waren voll dabei und haben die Sache zu ihrer eigenen gemacht.

Das Unternehmen befindet sich aktuell auf einem guten Weg in die gewünschte Richtung. Ein angestoßener AI-Prozess benötigt dabei Raum und Zeit. Alle durchgeführten Teile wirken positiv in die gesamte Organisation und bringen eine Orientierung und Klarheit zum Handeln.