Wertschätzer Ampelmodel

Eine Einführung in grundlegende Wirkprinzipien für ein entspanntes, erfüllendes und wirksames Leben und Arbeiten

Das Wertschätzer Ampelmodell ist einfach und birgt doch in sich erstaunliche Einsichten. So wie Wasser als Molekülmodell mit drei Atomen betrachtet wird (zweimal H und einmal 0), reduziert das Ampelmodell Menschsein auf drei Ampelfarben und weist diesen jeweiligen Anteilen spezifische Eigenschaften zu. Diese zu kennen und zu nutzen eröffnet überraschende Einsichten und Möglichkeiten für dem Umgang mit sich selbst und anderen.

Dabei ist es wichtig zu erwähnen, dass ein Modell nur eine mögliche Sicht der Wirklichkeit abbildet, nicht die Wirklichkeit selbst in ihrer Komplexität. Gleichzeitig eröffnet dieses Modell neue Erkenntnisse und Handlungsoptionen, um eine höhere wertschätzende Arbeits- und Lebensqualität zu bewirken.

Diese Kurzdarstellung beschreibt einen Teil des Wertschätzer Ampelmodells mit dem Fokus auf drei menschliche Bewusstheitszustände, die wir alle im Alltag immer wieder erleben. Mit seinen drei Farben bezieht es in seiner Gesamtheit auch besondere Qualitäten und Fähigkeiten von Gruppen mit ein. Das Verhalten einer (Führungs)Person kann anhand des Modells einer Roten, Gelben oder Grünen Ampelschaltung zugeordnet werden. Je nach Ampelfarbe führt dies zu prägnanten und sehr unterschiedlichen Handlungsoptionen bzw. Rahmenbedingungen. Diese zu kennen, schenkt eine gute Grundlage für angemessene Handlungsschritte für sich selbst und im Umgang mit Anderen. Eine ausführliche Beschreibung des Wertschätzer Ampelmodells finden Sie in unserem Buch: “Wertschätzung - Wie Flow entsteht und die Zahlen stimmen, Impulse und Praktiken für die Gestaltung gelingender Zusammenarbeit”. Ausführlichere Infos zum Buch finden Sie auf unserer Buchwebseite www.wertschaetzen.com

Grundlagen des Wertschätzer Ampelmodells

Rot - Überleben im feindlichen Umfeld - Macht

Was passiert, wenn jemand Rot sieht. Was ist geschehen, wenn jemand unsere Knöpfe gedrückt oder Muster angetriggert hat. Was ist damit gemeint, wenn man aus der Haut fährt oder um sich schlägt? Was ist die Ursache, wenn jemand das gemeinsame Spielfeld verlässt und sich in sein Schneckenhaus zurückzieht? Oder

… die Decke über den Kopf zieht,
… andere auflaufen lässt,
… beleidigte Leberwurst spielt,
…?

Wenn das Tier in uns aktiv wird und wir Rot sehen, dann ist kein logisches Denken mehr möglich. Hier hat das Stammhirn die Regie übernommen, unser System läuft auf Adrenalin und reagiert automatisch, ohne zu überlegen! Das ist sinnvoll, wenn wir einer echten Gefahr gegenüberstehen. Die Biologie greift dann auf eines von drei Mustern zurück, die sich in der Evolution bewährt und unser Überleben in feindlichem Umfeld gesichert haben.

  • Sie greift an.
  • Sie flüchtet.
  • Sie stellt sich tot.

Unser Körper reagiert und schüttet Adrenalin aus, der Atem wird flach, Magen und Darmtätigkeiten werden gehemmt, der Mensch ist kurzfristig zu körperlichen Höchstleistungen fähig.

Das Problem an der Sache: Unser Gehirn unterscheidet nicht zwischen realer und gefühlter Gefahr. Wenn also jemand unsere Knöpfe drückt, an unseren wichtigen Themen kratzt, für uns wesentliche Dinge missachtet oder übergeht, dann reagieren wir sozusagen mit unserem Überlebensmodus. Unser Menschsein spiegelt uns eine reale Gefahr vor und veranlasst uns, unreflektiert entweder drauf zu schlagen, abzuhauen oder die Sache durch Nichtbeachten, Abwarten und Nichtstun auszusitzen. Unsere Systeme machen das so perfekt, dass wir in der Situation tatsächlich glauben, fühlen und denken, dass dies jetzt ein notwendiger und wirksamer Schachzug war. Bei späterer Betrachtung müssen wir dann zugeben, dass egal welches der drei Reaktionsmuster bei uns ausgeprägter ist, es hatte nichts mit einer überlegten Handlung zu tun. Vielmehr können wir im Nachhinein anerkennen, dass unsere automatischen Reaktionen in den allermeisten Fällen Schaden angerichtet haben.

Wesentlich ist zu erwähnen: diese evolutionäre Prägung ist sehr hilfreich, wenn es ums tatsächliche Überleben geht und reagiert im Bruchteil einer Sekunde. Kein Mensch kann sich da herausnehmen und das ist gut so. Doch mit etwas Übung bemerken wir schon im Triggermodus, dass wir nach Rot gerutscht sind, obwohl keine reale Gefahr besteht. Eine gut verankerte Regel wie: 

  • tief durchatmen mit der Betonung auf ausatmen,
  • sich an eine Vertrauensperson wenden,
  • bis 10 zählen oder 
  • lachen, 

die wir in guten Zeiten üben, kraftvoll hilft, diesen Mechanismus zu unterbrechen. Die Befolgung dieser Regeln ist so wirksam, weil das Gehirn entspanntes Atmen, ein Gespräch mit einer Vertrauensperson oder Lachen nicht mit einem Gefahrenmodus zusammenbringen kann. Wer zu diesen Dingen fähig ist, unterbricht damit die automatische Adrenalinausschüttung. Es empfiehlt sich also, sobald man bemerkt, dass man nach Rot gerutscht ist, eine Pause zu machen und jede Diskussion und alle Überzeugungsversuche abzubrechen - denn hier ist kein logisches Denken möglich. Stattdessen kann die Unterbrechung für eine Art Reanimation genutzt werden, damit man sich (mittels der obigen Vorschläge) im wahrsten Sinne des Wortes zumindest wieder in ein denkendes Individuum zurück verwandeln kann. Willkommen in Gelb!

Gelb - Irgendwas stimmt hier nicht - Machen, Reparieren, Besserwissen

In Gelb geht es darum, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, Fehler zu identifizieren und möglichst schnell und effektiv zu lösen. Dabei unterstützt uns die Evolution, denn in der Vorzeit musste Mensch auf den kleinsten Hinweis auf eine Gefahr achten. Alles möglicherweise Gefährliche wird zur weiteren Verarbeitung,  zum späteren Abgleich und zur verbesserten Gefahrenabwehr gespeichert. In diesem Modus befindet sich unser System sozusagen in ständiger Alarmbereitschaft: “Irgendwas stimmt hier nicht”, “Wo ist der Fehler?” sind die grundlegenden Annahmen. Für die technische Perfektion beim Flugzeugbau, die Hygienemaßnahmen im Krankenhaus ist das eine wertvolle Art des Denkens. Da braucht es die Fähigkeit, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, Fehler zu identifizieren, gar vorauszusehen und möglichst schnell und effektiv zu lösen.

Die Gelbe Welt lebt durch festgelegte Denkrahmen, Prägungen, Erfahrungen oder auch wiederkehrende Muster. Gelb ist unsere Verstandeswelt, in der wir einordnen nach ”richtig und falsch”, “gut und schlecht”, “Schuld oder Unschuld”, “passend oder unpassend”...

Unsere Gelbe Realität wird durch automatische Gedanken geprägt, die ständig dabei sind, alles und jedes, was passiert zu bewerten und einzuordnen. Tatsächlich ist Gelbes Denken immer ein eingeschränktes Denken, das bewertet und tendenziell im Widerstand ist. Während Sie diese Zeilen lesen, können Sie Ihren inneren Aufpasser wahrnehmen. Was denkt es in Ihnen gerade?

Wann immer Sie:

  • mit irgendetwas oder jemanden im Widerstand sind,
  • gegenüber irgendjemanden Rechthaben wollen,
  • etwas erreichen oder haben müssen,
  • Befinden Sie sich im Gelben Modus.

Wenn wir vereinfacht auf die Vorgänge in unserem Körper im Gelben Modus schauen, dann halten sich hier die Ausschüttung der Körperhormone von Adrenalin (Stress) und Oxytocin (Verbindung) die Waage - erhöhte Aufmerksamkeit und nach Unterstützung Ausschau halten. Die Gehirnwissenschaft hat festgestellt, dass wir unter diesen Bedingungen, im permanenten Habachtmodus, nur einen kleinen Teil unsere Gehirns und nur einen winzigen Bruchteil unserer Potenziale und Möglichkeiten zur Verfügung haben. Gemeint sind damit nicht 10 Prozent sondern eher ein Tausendstel bis ein Millionstel. Kreativität, Innovation und gelingende Zusammenarbeit können hier nicht entstehen.

Wir Menschen nehmen unsere Außenwelt ausschließlich über unsere Sinne wahr. Diese vermitteln uns, wenn etwas anders als normal ist. Passt die Raumtemperatur, haben wir genug gegessen oder getrunken, plagt uns kein Drang auf Toilette zugehen oder stört kein Geruch unsere Nase, kein körperlicher Schmerz - dann nennen wir das Wohlbefinden. Hier verhält sich Gelbes Denken unauffällig und ruhig. Es ist jedoch auf eine Art Habachtstellung von: “Irgendwas stimmt hier nicht!” Gelb symbolisiert unsere menschliche Prägungen, die durch die Evolution tief in uns verankert sind. Zu einer Zeit, in der wir noch in Höhlen oder Wäldern gelebt hatten, war es überlebensnotwendig, wachsam für all das zu sein, was nicht passt. Heute hat sich dieser in uns liegende Mechanismus übertragen und wir sind ständig damit beschäftigt, zu schauen, wo der Fehler ist, was noch nicht erledigt ist oder nicht nach unseren Vorstellungen läuft. Gelb ist also eine Art unablässig vorhandener grundlegender Stress, der eine Lebenshaltung von: “Ich bin nicht in Ordnung!” oder “Die Anderen bzw. die Situationen sind noch nicht in Ordnung!” repräsentiert. Hier setzt sich völlig automatisch und ohne unser bewusstes Zutun ein Denkmechanismus in Gang, der danach strebt, es passend zu machen oder möglichst bald zu erledigen. Biologisch gesehen ist das ein Dauerstress der unablässig nach Lösungen sucht. Das logische Denken bekommt hier eine große Bedeutung, weil es uns Sicherheit suggeriert, zumindest einen Teil des Lebens klar zu haben, einen Standpunkt einzunehmen oder eine Position zu beziehen. Dies gibt scheinbar objektive Orientierung.

Die Gelbe Welt will mittels:

  • Überzeugungen,
  • Belehrungen,
  • Diagnostizierungen,
  • Richtigstellungen,
  • Beweisen,
  • Strategien und
  • taktischem Vorgehensweisen

die gewünschten Ergebnisse erzielen, machen, erzeugen oder irgendwie herstellen.

Der Fokus liegt dabei auf all dem, was noch nicht richtig ist und verbessert werden muss. Man unterliegt der Illusion, dass man selbst beim Erreichen der gewünschten Ergebnisse irgendwann ankommen könnte. Tatsächlich prägt die Gelbe Welt aber eine ständige Unruhe und Unzufriedenheit, die trotz bester erreichter Ergebnisse niemals ankommen wird. Das nächste große Ziel wartet schon und es gibt noch so viel zu tun. Außerdem kommen hier die Beteiligten an ihre Belastungsgrenzen. Burnout, Mobbing, taktische oder strategische Spielchen sind an der Tagesordnung und müssen parallel auch noch gemanagt werden. Das macht auf Dauer keinen wirklichen Spaß. Vielmehr werden hier früher oder später wieder unsere roten Knöpfe gedrückt. Die Unbewusstheit von Gelb führt unweigerlich wieder zu Roten Angriffs- Rückzugs oder Stillhalteverhalten, es sei denn wir suchen und geben Unterstützung. Doch mit der Grundhaltung “Hier stimmt etwas nicht” geht es auch dann immer wieder darum, Feuer auszutreten, um Anstrengung, Stress, vielleicht Burnout. Wenn wir diese Haltung loslassen können, immer wieder, dann sind Flow, Leichtigkeit, Kreativität nicht mehr weit.
Willkommen in Grün!

Grün - Wertschätzung - Sein

Alles im Grünen Bereich.
Eine Grüne Welle haben.
Im Flow sein.
Der inneren Stimmigkeit folgen.
Der Intuition vertrauen.
Hand in Hand arbeiten.
...

Grün ist wie ein Energiewechsel, der körperlich wahrnehmbar ist. Das hat nichts damit zu tun, gute Gefühle zu haben, sondern beschreibt unser Sein als wach, präsent oder bewusst im Hier und Jetzt. Die Grüne Realität unterscheidet sich sehr einfach von der Gelben. Gelb ist geprägt von ständigen Gedankengängen oder Kreisläufen, die sich mit aktuellen oder zukünftigen Dingen beschäftigen, die noch nicht in Ordnung sind oder verändert werden sollen. Wenn wir im Grünen Sein sind, können wir störende Gedankenkreise stoppen und im Nichtdenken verweilen, sozusagen im Jetzt gewahr sein.

Grün kann den Gelben Denkautomatismen die Aufmerksamkeit bewusst entziehen. Hier haben wir jederzeit Zugang und Verbindung zum eigenen inneren Wesenskern. Wir sind befähigt, das eigene Energieniveau zu managen, indem es seine Aufmerksamkeit auf eine gewünschte Lebensqualität ausrichtet. Im Grünen Ampelmodus sind wir frei, über etwas nachzudenken, etwas zu tun oder vorwärts zu bringen oder es zu lassen.

Da im Übergangsstatus zu Grün, Gelbe Gedankenmuster noch sehr einflussreich sind und sich immer wieder als Gedankengänge einnisten, nutzt Grün hier eine einfache (Wertschätzer) Methode. Wir lassen den aus Gelb suggerierten Widerstand gegen das, was ist, los, indem wir einen noch wahreren, guten Grund finden, warum es so, wie es gerade ist, der bestmöglichste Standpunkt oder Ort ist.

Während beispielsweise in der Gelben Welt Fehler und Pannen Störfelder sind, die möglichst rasch beseitigt werden müssen, bergen die genau gleichen Umstände in Grün wichtige Entwicklungspotenziale, die als Teil des alltäglichen Lebens willkommen geheißen werden und zum Wachstum beitragen. Hier werden Regeln gerne eingehalten, denn sie dienen und werden im Prozess leicht und einfach angepasst.

Während Gelb also ständig im Stress, etwas besser machen zu müssen, verwurzelt ist, basiert Grün darauf, dass schon alles gut ist. Grün gesteht jedem Menschen seinen persönlichen Entwicklungs- und Bewusstseinszustand zu und vertraut darauf, dass jeder und alles das jeweils Bestmöglichste beitragen, wie es eben gerade machbar ist. Grün geht davon aus, dass es größere Zusammenhänge im Leben gibt, die nicht immer ausreichend erklärbar sein müssen. Dennoch ist das Prinzip von Grün wissenschaftlich bestätigt und beweisbar. Dies verdeutlicht uns die Funktionsweise unseres Gehirns. Im Entspannungsmodus von nicht denken müssen, finden uns plötzlich gute Ideen, Einfälle oder Aha-Erlebnisse. Diese passieren meist unter der Dusche, beim Sport, beim Spazieren gehen, eben genau da, wo wir losgelassen haben, uns damit zu beschäftigen und krampfhaft eine gute Idee finden zu wollen. Die Wissenschaft spricht von einer Kohärenz zwischen der Gehirnfrequenz, dem Herzschlag und der Atmung (Bauch). Konkret spüren wir durch die Verbundenheit mit uns selbst, also mit Kopf, Herz und Bauch, eine Verbindung mit einer Art “inneren Stimmigkeit”. Die Vernetzung unseres Großhirns mit den neuronalen Vorgängen im Herz und Bauchbereich erzeugen einen Zugang zu unermesslich viel mehr Möglichkeiten als im Gelben nicht kohärenten Verstandesdenken. Anders ausgedrückt kann unser Gehirn in Gelb ca. 2.000 Impulse pro Sekunde verarbeiten, in Grün sind es 40 Milliarden.
 

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Wertschätzung – Wie Flow entsteht und die Zahlen stimmen – Weitere Informationen zum Buch: wertschaetzen.com

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